Unsere Schulanfänger kommen mit ganz verschiedenen Voraussetzungen zu uns in die erste Klasse. Manche können bereits lesen oder rechnen und wollen gleich durch anspruchsvollere Aufgaben gefordert werden, die sie gemeinsam mit älteren Schülern bearbeiten. Andere wiederum benötigen für viele schulische Aufgaben Unterstützung und mehr Zeit, um die Lernaufgaben zu bewältigen. Für uns als Schule ist diese bestehende Heterogenität Chance und Herausforderung zugleich.
Das Bayerische Kultusministerium und die Stiftung Bildungspakt Bayern haben vom Schuljahr 2009/2010 bis zum Ende des Schuljahres 2013/2014 den Schulversuch Flexible Grundschule durch-geführt. Aufgrund des Erfolgs des Schulversuches wurde das Modellprojekt im Folgejahr auf alle bayerischen Grundschulen ausgeweitet, die dieses Konzept übernehmen wollten. Gemeinsam mit den Lehrkräften und auch dem Elternbeirat haben wir uns im Jahr 2014 sofort dazu entschlossen, Flexible Grundschule zu werden. Diese Entscheidung war nur konsequent, da an unserer Schule schon lange vor der Schulversuch jahrgangsgemischte Klassen existierten.
Das Konzept der Flexiblen Grundschule ist gekennzeichnet durch die folgenden Kernelemente, die aufeinander aufbauen, und von uns in individueller Weise umgesetzt werden:
Anknüpfung an vorschulische Bildung und Erziehung
Die Schulanfänger sind es aus den Kindertageseinrichtungen bereits gewohnt, in altersgemischten Gruppen zu arbeiten. Das Konzept der Flexiblen Grundschule mit den jahrgangsgemischten Klassen knüpft an diese Erfahrung an und führt die vertraute Situation des Miteinanderarbeitens und - lernens unterschiedlicher Altersgruppen fort.
Um den Übergang vom Kindergarten in die Grundschule möglichst reibungslos zu gestalten, halten wir darüber hinaus stets engen Kontakt zu den Kindertageseinrichtungen. Unsere Kooperations-beauftragte Frau Bauer organisiert regelmäßig Austauschtreffen mit den Erzieherinnen, berät die Kindergärten auch vor Ort und trägt wiederum Informationen in das Jahrgangsstufenteam 1/2.
Beim Tag der Großen werden die Vorschulkinder mit unserem Schulhaus vertraut gemacht.
Jahrgangsgemischte Klassen
In den jahrgangsgemischten Klassen der flexiblen Eingangsstufe wird die vertraute Altersmischung aus den Kindertageseinrichtungen fortgeführt und die so entstehende Heterogenität unterrichtlich genutzt. Hier werden Sozialkompetenzen und eigenständige Arbeitstechniken geschult.
Innerhalb unserer jahrgangsgemischten Klassen besteht ein festes Patensystem. Die Schulanfänger werden von den schulerfahrenen Kindern des zweiten Schulbesuchsjahres von Anfang an buchstäblich an die Hand genommen und können sich so viel schneller und leichter in den Schulalltag mit allen seinen neuen Herausforderungen einfinden.
Die Kinder erfahren so von Anfang an Unterstützung durch ihre Mitschüler. Im nächsten Schul-besuchsjahr, werden die ehemaligen Schulanfänger selber zu Paten für die Neuen. Die Kinder über-nehmen in ihrer neuen Rolle Verantwortung und erleben sich unabhängig von ihren Begabungen als Könner. Sie gewinnen Selbstvertrauen in ihre eigenen Fähigkeiten und wachsen spürbar an der Aufgabe. Die Kinder verbringen die weiteren Schuljahre gemeinsam in ihrer Eingangsgruppe. Diese Gruppe gibt ihnen Identifikation und verleiht Halt. Der jährliche Wechsel innerhalb der gemischten Klassen führt zu großer Offenheit und Flexibilität.
Erhebung der Lernausgangslage - individuelle Lernangebote – Lernrückmeldung
Um jede Schülerin und jeden Schüler von Anfang an entwicklungsgerecht fördern und fordern zu kön-nen, erheben unsere Lehrkräfte mit Hilfe eines computergestützten Verfahrens zu Beginn des ersten Schulbesuchsjahres den individuellen Lern- und Leistungsstand jedes Schulanfängers.
Während des Schuljahres zeichnet die Lehrkraft ihre Lernbeobachtungen auf und tauscht sich immer wieder mit den Eltern darüber aus. Sie wählt passende Lernangebote in einer aktivierenden Lernum-gebung aus, um einer schulischen Über- bzw. Unterforderung vorzubeugen. Im Unterrichtsalltag spielen kooperative Lernmethoden eine wichtige Rolle.
Am Ende des Schuljahres bzw. zu Beginn des zweiten Schulbesuchsjahres wird der individuelle Lernfortschritt erneut erhoben, um den Lernerfolg festzustellen oder ggf. weitere Unterstützungs-maßnahmen festlegen zu können. In einem dokumentierten Lernentwicklungsgespräch anstatt eines Zwischenzeugnisses wird gemeinsam über Stärken und Schwächen reflektiert und es werden Ziele festgelegt.
Flexible Verweildauer
Die Regelbesuchszeit in der flexiblen Eingangsstufe beträgt zwei Schuljahre. In Anpassung an die individuelle Lern- und Leistungsfähigkeit eröffnet das Konzept Kindern die in ihrer Lern- und Sozial-entwicklung sehr schnell voranschreiten, die Möglichkeit, bereits nach einem Schulbesuchsjahr in die Jahrgangsstufe 3 aufzurücken. Schülerinnen und Schüler die nach zwei Schulbesuchsjahren die not-wendigen Kompetenzen noch nicht in ausreichendem Maße erworben haben, können ein weiteres Jahr in der flexiblen Eingangsstufe verbleiben, ohne dass ein Wechsel des Klassenverbandes erforder-lich wird. Dieses zusätzliche Schulbesuchsjahr wird nicht auf die Pflichtschulzeit angerechnet und nicht als Wiederholungsjahr gewertet. Die Entscheidung über die Verweildauer trifft die Schulleitung im Einvernehmen mit der Klassenlehrkraft und den Eltern.
Weitere Informationen über das Konzept der Flexiblen Grundschule finden sich unter
http://bildungspakt-bayern.de/flexible-grundschule/
oder
https://www.isb.bayern.de/grundschule/flexible-grundschule/